Sommer I – Auszeit vom alltäglichen Wahnsinn, abgesehen von der Fußball WM…
Endlich Urlaub! Ab auf die Insel der Inseln. Mykonos. Pool, endlos blaues, klares Meer und ein Traumhotel. Und nichts sonst. Gut, die Fußball WM läuft auch hier und lässt sich nicht ausblenden. Auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel beglückt uns bereits der Taxifahrer mit der Information: Ronaldo ist ebenfalls hier. Nicht ganz freiwillig. Sicher wäre er lieber noch in Brasilien, ist aber mit Portugal schon ausgeschieden und darf daher Party machen. Ronaldo spielt angeblich gerne auf lokalen Fußballplätzen und ich muss meinem Spross versprechen, dass wir sie alle nach ihm absuchen werden. Die Gestaltung des ersten Abends ist vorprogrammiert: Fußball schauen bis zum Schlusspfiff. Als Kommentar zum ersten Viertelfinalspiel Frankreich – Deutschland habe ich schon im Flieger ein passendes Foto der Kotztüte angefertigt, auf der „Sick Bag – Speibsackerl“ steht und sofort auf Facebook gepostet. Nur um festzustellen, dass meine Freunde keine Fußballfans sind. Oder keine Speibsackerl liken. Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler 90 Minuten hinter einem Ball herjagen und am Ende gewinnt immer Deutschland. Das wusste schon Gary Lineker. Als das erste Spiel vorüber ist, übermannt den Spross und mich der Hunger. Leider haben wir keinen Tisch im Hotelrestaurant reserviert und müssen nach vergeblicher Diskussion in der Lobby speisen. Gestärkt und eine Flasche Wein später wenden wir uns dem zweiten Spiel - Brasilien gegen Kolumbien - zu. Was tut frau nicht alles für die Förderung der Interessen des Sohnemanns. Und mein Herz schlägt bei dieser WM von Anfang an für Brasilien. In der zweiten Halbzeit wird der Spross müde und verlangt, ich solle den Fernseher abdrehen. Ich verweigere. Als Kompromiss drehe ich das Licht ab und den Ton leiser, was rein gar nichts bringt, weil ich immer lauter schreie bei den Attacken von Hulk und Neymar. Die Kickerbraut in mir läuft zur Höchstform auf. Wir sind nach dem Spielende so erschöpft, dass wir am nächsten Tag erst zu Mittag durch das Klopfen des Zimmermädchens geweckt werden. Beim späten Frühstück sitzt uns José Mourinho, der Trainer von Chelsea, gegenüber. Er wirkt etwas mürrisch. Keine Ahnung warum, vielleicht war er mit Oscars Spiel unzufrieden. Nachmittags meint der Spross Ronaldo am Pool ausgemacht zu haben. Er könnte es tatsächlich sein, doch ich leugne jede Ähnlichkeit ab, um dem Satz „Sind Sie nicht Ronaldo, hätten Sie etwas gegen ein Selfie?“ zu entgehen. Nein, er war es nicht, sicher nicht…