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Technischer Dumpfbackenalarm


Technischer Dumpfbackenalarm - Lili Bach Blog

Die Technik ist nicht meine Busenfreundin. Vorsichtig ausgedrückt. Beginnend mit der hohen Kunst des Umstellens der Uhr an meinem Herd, vor dem ich zweimal im Jahr von neuem ratlos mit Dumpfbackenblick wie eine Kuh vor dem Scheunentor stehe und auf eine Eingebung des Amnesieengels hoffe – mich zurücksehnend nach der alten Backofenuhr meiner Eltern, die jeden Herbst überglücklich waren, dass endlich wieder die richtige Zeit angezeigt wurde.

Nicht einmal meinen DVD-Player kann ich unfallfrei bedienen. Ich drücke und taste, hoffe und warte gespannt, aber der Schlund für die DVD will sich nicht öffnen. Trockener Kommentar des kopfschüttelnden Sprosses: „Wie dumm kann man sein? Da gibt es keine Tasten. Das ist ein Touch Pad“.

Sogar mein Auto ist mir zeitweise fremd. Es kommt bisweilen vor, dass der Motor nicht anspringt, ich mitten in der Steppe in Panik verfalle, und nach zehn Minuten schlagartig ernüchtert in einem Anfall von Selbstgeißelung mit dem Kopf dreimal gegen das Lenkrad knalle, weil ich vergessen habe, die Bremse zu treten, ohne deren Betätigung der sture Gaul verweigert. Obwohl mir das Display in hysterischer Leuchtschrift die Nachricht entgegenschleudert: Zum Starten Bremse betätigen. Bloß dringt die Starthilfe für DAUs (dümmste anzunehmende User) nicht bis in mein multitaskingerschöpftes Gehirn vor.

Beschämenderweise brauchte es Monate, bis ich nachhaltig verinnerlicht hatte, wie man den Tankdeckel öffnet – was mir einige vielsagende Blicke von männlichen Tankwarten eintrug. Noch viel länger dauerte es, bis ich reuig akzeptierte, dass man tunlichst zu einer Tankstelle fahren sollte, wenn das Auto in Großbuchstaben vermeldet, der Sprit gehe demnächst zur Neige, in höchster Not – und der Annahme, die Tussifahrerin könnte des Lesens nicht mächtig sein – die Stimme erhebt und mich herrisch anweist: Tanken Sie JETZT, die Reichweite beträgt unter einem Kilometer. Das klingt immens bedrohlich, wenn man eben auf der Autobahn an einem Schild vorbeigedüst ist, auf dem steht, dass es noch 22 km bis zur nächsten Raststätte sind.

Im nebelgrauen Herbst, wenn die Scheiben in der Früh angelaufen sind, ebenso wie die Außenspiegel, aktiviere ich nicht die Scheibenheizung, sondern lasse ärgerlich das Fenster runter und wische mit einem Taschentuch über den Spiegel. Als ob ich in meinem alten VW Käfer sitzen würde und nicht in einem SUV mit dem man den Gipfel des Himalaya mühelos in gerader Linie bezwingt. Natürlich weiß ich, dass es für die Spiegel eine Beheizung gibt, ich bin ja nicht ganz strohdumm, nur wie zum Geier bringt man die wiederum in die Gänge? Ich kann mir nicht alles merken und der letzte Herbst ist immerhin schon ein ganzes Jahr her. Während ich im Frühverkehr die hinter mir anstehende Kolonne beim zweiten Versäumen der Grünphase in ein verzweifeltes Fluch- und Hupkonzert stürze und irritiert bei Rot über Ampeln fahre, finde ich ein Icon, dass ich versuchsweise drücke. Schließlich bin ich eine Frau und lese keine Gebrauchsanweisungen, nein, ich drücke Tasten. Heureka, der Außenspiegel lichtet sich wie durch ein Wunder. Der Spross kringelt sich bei meinem „Ich. Habe. Feuer. Gemacht." Schrei. Ich finde es saublöd, dass da am Display „Hinten“ bei dem Zeichen steht. Schließlich ist der Außenspiegel vorne. Wenn man „Vorne“ drückt, wirkt sich das verwirrenderweise nur auf die Frontscheibe aus. Was haben sich die Logikignoranten dabei gedacht? Ich verteidige meinen Ruf als vernunftbegabte Mutter und ambitionierte Rallyefahrerin und schimpfe, in dem mickrig kleinen Feld „Hinten“ könnte zumindest noch stehen: „Beheizt auch Außenspiegel“. Für jene grafikunaffinen Assoziationsfaultiere, die nicht sofort das Heizzeichen am Bordcomputer mit dem gleichen auf dem Spiegel in Verbindung bringen.

Der Spross sieht mich schräg von der Seite an und konstatiert: „Und in Klammer steht noch: für behinderte Deppen.“ Wo er recht hat, hat er recht.

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