top of page

Tante Jolesch trifft Michael Niavarani

Workshop. Wir basteln aus einschlägigen Must-Have-Eigenschaften ein Portfolio unseres Traummannes. Hochgewachsen, schlank und durchtrainiert dürfen wir als Mindeststandard voraussetzen. Gutaussehend, aber nicht Brad Pitt. Na ja, Brad Pitts Bruder nehmen wir dito. Volles, schuppenfreies Haar in ausgewogener Menge an den richtigen Körperstellen verteilt, aber keine Toupets. Cool, aber kein Macho. Einfühlsam, aber kein Softie. Anschmiegsam, aber kein Klammeraffe. Beredt, aber ein guter Zuhörer. Großzügig, aber nicht am Rande der Pleite. Weinkenner, aber kein Alkoholiker. Mehr Gourmet als Gourmand. Perfekter Liebhaber mit monogamer Orientierung. Kein Märchenprinz, aber ein freiheitsliebender, nicht nach Davidoff Cool Water duftender Cowboy, der als Frauenkenner mit der Louis Vuitton Tasche winkend auf seinem selbstgezähmten Mustang im Sonnenuntergang angaloppiert und uns mit einem lässigen Lasso-Hüftschwung aus der Endloswarteschleife unseres gelangweilten Fräuleindaseins errettet, ist willkommen.

Dann sind wir aufgewacht. Und fühlen uns ziemlich alleine auf dem Planeten.

Was muss der reale Mann heute von Natur aus an Grundausstattung mitbringen, um bei Frauen keine Bruchlandung zu erleiden? Einen Körper wie Wolverine, den Charme eines Gary Grant, ein fettes Bankkonto? Mitnichten. Barthaar, Brusthaar, ein rudimentärer Hauch Kopfhaar, Bierbauch, et voilà, da ist er, der Womanizer. Nein, kreischen wir abgetörnt, das geht doch bitte gar nicht. Doch, das geht. Garniert mit einem Schlagsahnehäubchen von intelligentem Humor. Der lebende Beweis ist Michael Niavarani. Nia auf die Frage, ob er sich ein wenig wie James Bond fühlt: Nein, weil ein James Bond ist kein dicker Perser, sondern ein schlanker Engländer. Und trotzdem ist „Niavarani, Freundin“ der meist gegoogelte Begriffsvorschlag im Internet. Wann kommt der Bus mit den Leuten, die das interessiert? Sind die Suchenden allesamt heimliche Verehrerinnen, die im Netz ergründen, ob Michael Niavarani eine Freundin hat oder aktuell zu haben ist? Ist der Prototyp des Adonis gar nicht mehr gefragt?

Warum werden mäßig attraktive Männer, die im Rampenlicht stehen und zum Niederbrechen lustig sind, begehrt? Warum mündet die Intelligenz eines Arthur Miller in einer fünfjährigen Ehe mit Marilyn Monroe? Ohne diese Attribute würde keine Frau die unscheinbaren Unterdurchschnittsmänner, die ausschauen wie am Weg ins neue Flüchtlingshaus im 3. Bezirk, eines zweiten Blickes würdigen. Niavarani kaschiert den Mangel an physischer Prachtentfaltung durch virtuosen Einsatz von Geist und Mutterwitz – und dem altpersischen Motto, ich steh im Rampenlicht und hoff, man sieht die Wampe nicht. Klarer Fall von Erfolg macht sexy? Aber hallo, ein Bühnenstar alleine löst noch keine Groupie-Ansammlungen vor Künstlergarderoben aus.

Kann es weniger am Rampenlicht liegen, als an der Tatsache, dass das Gros der verfügbaren Männer an Sprach- und Humorverwahrlosung leidet? Dieser Ansatz scheint mir nicht völlig denkunmöglich. Wir Frauen sind die drögen Anmachlabbereien und das gequält-höfliche Lachen zu abgedroschenen Blondinnenwitzen bis zum Erbrechen leid, während die schön-und-sonst-gar-nix Mannsbilder selbstherrlich die Zeche übernehmen und als Eintrittskarte ins Bett fehlinterpretieren. Bevor wir Lebenszeit mit narzisstischen, humormäßig in der Pubertät hängen gebliebenen Schlipsträgern mit dem IQ eines Gartenzauns verschwenden, lassen wir uns mitunter gerne durch alternative Werte erobern und sehen über den nicht vorhandenen Waschbrettbauch nonchalant hinweg. Mal ehrlich, wann haben Sie zuletzt jemanden kennengelernt, mit dem man sich nächtelang auf Anhieb unbemüht tiefgründig über schwarze Löcher im Weltall unterhalten kann, der Pink Floyd nicht für einen Cocktail hält, leichtfüßig selbstironische Pointen einstreut, ohne sich dabei postwendend über den eigenen Witz schief zu lachen und von Beruf Model bei Calvin Klein ist? Eben!

Ob die leicht übergewichtigen Frösche im Lebensabschnittspartnerkandidatenteich halten, was sie an inhaltlichen Vorzügen versprechen, oder sich am Ende nur als liebenswerte Chaoten, energieraubende Hilfsprojektanwärter, anonyme Alkoholiker, sexbesessene Egomanen entpuppen oder doch Prinzenpotential haben, zeigt natürlich erst die Probezeit – zumeist sind sie in der Peergruppe vierzig plus nach der ersten Scheidung alles zusammen. Das gilt selbstverständlich für Schönlinge gleichermaßen wie für Quasimodos. Der Sukkus der Überlegungen mündet definitiv in der Erkenntnis, dass wir das Portfolio Traummann in der Lade der unrealisierbaren Projekte ablegen müssen und dem Eingeständnis, dass lustig Pfui oft mehr als humorfrei Hui ist.

Schließlich hat schon die Tante Jolesch richtig erkannt: Was ein Mann schöner ist wie ein Aff, ist ein Luxus. Und damit sind wir wieder bei Herrn Niavarani.

P.S. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: ich finde Michael Niavarani sehr sexy, ebenso wie bestimmt all seine zahllos auf Google herumschwirrenden Freundinnen…

Wer’s nicht glaubt, kann sich noch bis zum 30. November 2014 selbst vom Sex-Appeal des Michael Niavarani in ‚Die unglaubliche Tragödie von Richard III‘ überzeugen.

Tante Joelsch trifft Michael Niavarani - Lili Bach Blog

Keinen Beitrag verpassen

Gratuliere! Blog ist abonniert.

Featured Posts
Recent Posts
Archiv
Join Lili's Facebook
  • Facebook Clean
bottom of page