Happy New Year 2018
In der Warteschlange an der Immigration am Flughafen von Bangkok erlitt vorvorvorgestern eine noch recht junge Thai ungebeugt stehend ein keineswegs stilles Martyrium: an beiden Beinen hing jeweils ein quengelndes, heulendes, verrotztes und vor Langeweile fassungsloses Kleinkind. Stoisch lächelnd setzte sie, bewegte sich die Warteschlange, einen Fuß vor den anderen, die beiden Schreihälse mitziehend. Es fehlte nur noch eine Kette mit einer Eisenkugel an einem Knöchel, aber wahrscheinlich wäre ihr das gar nicht mehr aufgefallen.
So geht es uns, Mädels. Wer einen oder mehrere Männer um sich hat, kennt das. Kindsquerköpfe und Männerschnupfen. Natürlich kann sich Vergleichbares anders gestalten, denn… kindischer als pubertierende Sprosse sind nur im Spätsommer ihres Lebens quitelaterthanmidlife-crisis-gebeutelte Männer.
Mr. Silvera hat die fabelhafte Idee gehabt, dem Spross zu erklären, dass der Golf von Thailand so weit westlich liegt, dass man dort schon die nächste Staffel von „Game of Thrones“ sehen kann (die bei uns im Herbst online geht).
Nun sehen wir hier tief im Westen auf Koh Samui unter Palmen, untermalt von einem abartig schönen Sonnenuntergang, dem Jahreswechsel entgegen – und einer harten Landung GoT betreffend…
Das kommende Jahr wird das 2.771. ab urbe condita sein, also nach der Gründung Roms, das 7.526. im byzantinischen Kalender (seit Entstehung der Welt), das 4.714. oder 4.654. im chinesischen (man diskutiert noch), dort gleichzeitig die Zyklen Feuer-Hahn und Erde-Hund umschließen, es wird das Jahr CCXXVI im Französischen Revolutionskalender sein und das 5.778 im Hebräischen (ab dem Zeitpunkt der biblischen Schöpfung der Welt, man sieht schon: nichts Genaues weiß man nicht), im Japanischen das 2.678. und im Islamischen das 1.439, während man hier das 2.561. des Thailändischen Suriyakati-Kalenders schreibt.
Wir werden vieler Jahrestage gedenken, 1968, 1938, 1918, 1848, 1648, 1618, 1348, und so weiter und so fort.
Zu wünschen bleibt, dass 2018 kein großartiges Gedenkjahr für spätere Zeiten wird, weil solche Jahre immer unendlich viel Leid für alle Zeitzeugen bedeuten. Vielleicht können wir aus diesem kleinen, glücklichen Land an seinem Ende noch aus der Zweiten auf die Erste Republik blicken, vielleicht wird es aber auch der Anfang von etwas Neuem. Es tut sich viel, und wenn die Chinesen einen verfluchen, indem sie ihm wünschen, in interessanten Zeiten zu leben: daran haben wir keinen Mangel. An anderem schon.
Was wünschenswert ist, wissen wir wohl alle: dass Kriege seltener werden, so wie Hunger und Armut, dass die Erde uns und unsere Eskapaden noch eine Zeit lang erträgt und wir doch noch lernen, uns dem würdig zu erweisen, dass wir uns zwischen den Symbolen der Digitalisierung und ihren Auswirkungen nicht verlieren, dass Wünsche in Erfüllung gehen, zumindest ab und zu. Jeder von uns wird sich und den Seinen wünschen, gesund zu bleiben oder zu werden, etwas tun zu können, das Freude bereitet und selber Freude bereiten zu können.
Ich wünsche euch, dass ihr an dieses Jahr nicht ungern zurückdenkt, oder wenn, dass davon bleiben möge, was gut war. Das gibt es nämlich immer auch, nur übersieht man das oft. Schreibt den Brief noch heute. Zündet die guten Kerzen an, jetzt, nicht erst, wenn der richtige Moment da ist. Lasst ein „Ich liebe dich“ nicht ungesagt. Plant nicht nur die Zukunft, tut es, lebt das Leben kompromisslos im Jetzt, bevor es zu spät ist. Es gibt kein nächstes Mal. Bleibt neugierig. Das hält jung. Bleibt kritisch, ohne deshalb wütend zu sein. Bleibt anständig, das tut gut. Und seid nett zueinander.
Es ist noch früh und spät zugleich, hier auf Koh Samui. Einen Sonnenuntergang und ein paar Stunden noch, dann ist dieses Jahr Geschichte. Es wird im Nächsten neue „Game of Thrones"-Folgen geben. Mit all der Liebe, die wir das Glück haben, unser nennen zu dürfen, und ein wenig Geduld werden wir sie gemeinsam sehen.