Zeitreise
Zeitreisen müssen faszinierend sein. Vielleicht denke ich das, weil ich gerade „Die Frau des Zeitreisenden“ lese. Vielleicht auch, weil ich eben eine Woche zurückgereist bin, und einen Text gefunden habe, der ein oder eigentlich kein Blog werden sollte. Eine schnelle Ausrede hinschludernd war mir letzten Freitag die Zeit davongelaufen und dann hatte ich, ja, offenbar hatte ich vergessen, das Teil zu posten. In meiner aktuellen Lektüre geraten die Zeiten ebenfalls gehörig durcheinander, das Buch erinnert mich in Fragmenten daran, dass ich dem Schicksal der Protagonistin nicht so fern bin, als Liebende eines Reisenden, der ebenso wie der Zeitreisende eine Liste von Daten hat, an denen wir uns lassen und an den wir uns wiedersehen. Wenn selbst noch am Höhepunkt gemeinsamer Reisen die Tage der Trennung und des Erscheinens festgelegt werden, noch im Hier und Jetzt, dann fühlt man sich ein bisschen wie die Frau eines Zeitreisenden. Aber den Gedanken will ich heute nicht weiterspinnen, ich mache es mir einfach und reise zurück, zum Freitag vor einer Woche, als die nächste Reise noch vor uns liegt.
2. Feber 2018: In meinem Patchwork-Biotop sind alle down-under. Der Spross laboriert seit zwei Wochen an einem viralen Mageninfekt, Mr. Silvera hat sich den Ischias Nerv eingeklemmt und ich habe eine impignemente Schulter aufgerissen, was so viel bedeutet, wie Sehnenscheidenentzündung und schmerzhaft. Das soll keine Ausrede sein, heute keinen Blog zu schreiben. Doch wie man die Malaise auch schüttelt, dreht und wendet, es kommt unten kein Blog raus, oben schon gar nicht. Ich habe nämlich Koffer zu packen, Vorsorge für die Futtervorräte des Zoos, das Seelenheil des Chefs und meiner Mitarbeiter zu treffen, um uns in alle Himmelsrichtungen zu verstreuen. Den Spross trägt es mit seinem Skiclub auf den Berg, mich nach… Deutschland. Ist voll unterschätzt. Während Kreti und Pleti in den Semesterferien auf die Malediven oder nach Kapstadt hechten, besuche ich Wiesbaden, Mainz, Heidelberg, Stuttgart, Rothenburg ob der Tauber und Regensburg (davon nächstes Mal mehr Details).
Ohnehin eine erbärmliche Schande, dass man oberhalb Münchens, was nicht wirklich zu Schland zählt, nichts kennt, als die Flughäfen von Berlin, Frankfurt und Hamburg. Dieses Jahr habe ich mir Fernreisen verboten. Ganz nach dem Motto: Besuchen Sie Europa, solange es noch steht. Deutschland also. Und bald Paris. Dann die Loire Schlösser. Von London nach Verona und Florenz. Vom Wörthersee nach Lignano und wer weiß, wohin noch. Ich bemerke wenig erstaunt, wieviel Freude mir die Planung von Reisen macht. Das nach dem perfekten Hotel, Museen und Restaurants suchende Voraussurfen. Nah oder fern. Wohin es gehen soll, ist nicht immer eine ganz einfache Entscheidung, wenn die Welt nur drei Kilometer entfernt ist. Mach eine Liste, sagt mir Mr. Silvera. Was ist dir wichtig? Ich hab’s nicht so mit Listen. Aber ich lade euch ein.
Macht eine Liste. Sagt mir drei Dinge, die euch wichtig sind. Shopping, Kunst, Kultur, Theater, gutes Essen, Tiere, spezielle Interessen, Sport. Heiß, kalt, Meer, See, Berg? Auto, Flug, Zug? Drei Tage, drei Wochen, drei Monate? Für jeden Kommentar bekommt ihr von mir ein passendes Foto, als Anregung oder einfach nur als Option. Lasst euch darauf ein, auf einen Blindflug. Vielleicht hättet ihr genau daran nie gedacht. Der Hauptpreis für den Kommentar, der mich haltlos zum Lachen gebracht hat, ist eine von mir persönlich maßgeschneiderte Reise. A once in a lifetime adventure. (Das ist keine Einladung, zahlen müsst ihr den Trip schon selbst;) Und wenn sich das Konzept durchsetzt, eröffne ich demnächst ein Reisebüro.